Vergleichsweise spät, am Mittag, wachte Gloomy, wie jeden Morgen - nein, eigentlich sollte man eher jeden Tag sagen, schließlich wachte sie durchaus nicht immer morgens auf - in einem völlig zerwühlten, in einem hübschen hellen Blauton bezogenen Bett auf. Wobei der Farbton der Amerikanerin schon lange nicht mehr hübsch vorkam, genauso wenig wie das ebenso helle unbehandelte Kiefernholz der sonstigen Einrichtung des Zimmers. Die weiß getünchten Wände - die hatte Gloomy noch nie hübsch gefunden. Ganz im Gegenteil. Weiße Wände waren schon seit ihrer Kindheit als klassisches Merkmal für Krankenhauszimmer in ihrem Kopf verankert. Weiß war schließlich eine gute Farbe für eine so unpersönliche Einrichtung wie ein Krankenhaus; schlicht und unaufdringlich und vor allem farblos. Wären die Wände in einem schönen Grün gehalten, Gloomy's Lieblingsfarbe - nicht auszudenken. Schließlich würde sie hier irgendwann ihr trauriges kleines Leben aushauchen, und der nächste unglückselige Todgeweihte, der diesen Raum nach Gloomy beziehen würde, mochte vielleicht gar kein Grün. Gloomy lag einige Minuten lang einfach flach auf dem Rücken, den Blick auf die blütenweiße Zimmerdecke gerichtet, dann richtete sie sich mechanisch auf, setzte sich auf die Bettkante und schlüpfte in die paar Kleidungsstücke, die zerknüllt neben ihrem Bett auf dem Boden lagen, eine schwarze Jeans und einen schmal geschnittenen schwarzen Rollkragenpullover. Sie trug eigentlich nur Schwarz - ihre verzweifelte, überflüssige, aber dennoch tröstliche Art, sich gegen ihre Krankheit zu wehren. Anschließend stand die Kranke vollständig vom Bett auf, fuhr sich nur kurz mit den Fingern durch das zerzauste Haar und begann, das Bett zu machen. Gloomy hasste Unordnung, vor allem in einem Zimmer wie diesem - einem Ort, den sie nie als ihr Zuhause betrachten würde, einem Ort, von dem sie nicht vorhatte, ihm jemals ihre persönliche Note zu verleihen. Nachdem sie das Bett gemacht hatte, seufzte sie leise auf und verließ den Raum.